Comickatzen und Neujahresgrinchs

Ich mache mir nicht viel aus Sylvester, Zeichentrick war noch nie mein Ding. Silvester ist mir an sich auch nicht viel wichtiger. Ich zähle nicht bis Mitternacht ab zehn herunter und während sich alle in die Arme fallen, denke ich mir auf öffentlichen Veranstaltungen häufig „Nein, wir sind keine Freunde, ich möchte dich nicht drücken!“ (Sorry!) … und bin zumindest ein bisschen froh, den amerikanischen Neujahreskuss nicht auch noch durchziehen zu müssen. Ich trinke ungern Sekt und kann mich für Feuerwerk nur dann begeistern, wenn es gut choreographiert und am besten großkalibrig ist. In der Rolle als euphorischer Jahreswechsler kann ich wirklich keinen Blumentopf gewinnen. 

Dennoch liegt jedem Jahresanfang auch ein Zauber inne: Ich mag es, wie viele meiner Mitmenschen kurz auf die Pause-Taste drücken, das alte Jahr noch einmal zurückspulen und ihnen meistens dabei auffällt, wer und was sie glücklich macht. Das sollten wir alle öfter tun und vor allem nicht nach der obligatorischen Neujahresmiezekatze so schnell wieder aus den Augen verlieren. Auch an guten Vorsätzen habe ich mittlerweile ein bisschen Gefallen gefunden. Meine letzten habe ich tatsächlich fast alle eingehalten. Der Trick ist dabei, sich nicht zu sehr auf Details festzunageln und realistisch zu bleiben. Wenn du bisher kein sehr selbstdisziplinierter Mensch warst, dann veränderst du dich nicht plötzlich komplett und organisierst alles völlig neu. 

Ein kleines Praxisbeispiel: Für 2016 hatte ich mir vorgenommen, mindestens einmal Joggen zu gehen. Das klingt vielleicht ein wenig lächerlich, aber im Gegensatz zu allen vorher dagewesenen Jahren habe ich meinen inneren Schweinehund ganze zwei Mal überwunden und bin frohen Mutes gelaufen. Das macht mich nicht zu Forrestina Gump, jedoch kann ich mit Recht und Fug sagen: Ich habe es zumindest versucht. Neujahresvorsätze sind kein Wettbewerb, sondern ein kleiner Merkzettel, welche Veränderungen man sich an sich selbst wünscht. Im Jogging-Fall war das nicht superfit-werden und plötzlich nichts anderes mehr tun wollen, sondern etwas ausprobieren von dem ich überzeugt bin, dass ich es nicht leiden kann. Ein bisschen hat es mir tatsächlich gefallen. Ein klitzeklitzekleines bisschen. 

Im Prinzip geht mir das mit jeder Silvesterfeier so: Ich weiß vorher, dass ich den Großteil der Veranstaltung nervig finden werde. Aber irgendetwas ist dann eben doch schön – wie zum Beispiel diejenigen zu umarmen, die mir tatsächlich am Herzen liegen.